Theaterzauber im Kreuzgang: Feuchtwangens Festspiel-Geheimnis
Shownotes
In dieser Folge nehme ich euch mit nach Feuchtwangen zu den legendären Kreuzgangspielen – dem größten und ältesten Freilichttheater der Region. Gemeinsam mit Frau Dr. Wüstenhagen tauchen wir ein in die besondere Atmosphäre, erfahren, wie das Ensemble arbeitet und was den berühmten Theaterspaziergang so einzigartig macht. Wir sprechen offen über Planung, Finanzierung und die Herausforderungen rund um Rechte und Gebühren. Ihr erfahrt, wie viel Herzblut und Organisation hinter den 190 Vorstellungen pro Saison stecken und warum die Kreuzgangspiele ein echtes Highlight für Gäste aus der gesamten Region sind. Hört rein und erlebt die Faszination eines Festivals, das weit über den Hässelberg hinausstrahlt!
Kreuzgangspiele Feuchtwangen
https://www.kreuzgangspiele.de/
Feuchtwangen
https://de.wikipedia.org/wiki/Feuchtwangen
Der große Gatsby (F. Scott Fitzgerald)
https://de.wikipedia.org/wiki/Dergro%C3%9FeGatsby
Thomas Mann
https://de.wikipedia.org/wiki/Thomas_Mann
GEMA
GVL (Gesellschaft zur Verwertung von Leistungsschutzrechten)
Sherlock Holmes
Transkript anzeigen
00:00:03: Herzlich willkommen zu Rund um den Hässelberg.
00:00:08: Da gehört auch Feuchtwangen dazu.
00:00:10: In Feuchtwangen gibt es die Kreuzgang-Festspiele.
00:00:15: Als Gast heute habe ich Frau Dr.
00:00:18: Hüstenhagen da.
00:00:19: Sie ist eine tolle Frau.
00:00:21: Sie wird gleich erzählen, was sie dort alles macht und wie es in den Kreuzgangsspielen zugeht.
00:00:28: Ich freue mich herzlich willkommen.
00:00:33: Frau Dr.
00:00:34: Wüstenhang, sagen Sie doch bitte mal unseren Hörerinnen und Hörern, was sind die Kreuzgangsspiele?
00:00:39: Die Kreuzgangspfestspiele heißt sehr richtig, ne?
00:00:42: Ja,
00:00:42: ja.
00:00:42: Kreuzgangspiele und Kreuzgangspfestspiele geht beides.
00:00:45: Natürlich kann man beides sagen.
00:00:47: Die Kreuzgangspiele sind in der Region quasi das größte und das älteste Freilichttheater, professionelles Freilichttheater.
00:00:54: Seit neunzehnundvierzig gibt sie Festspiele.
00:00:58: Das ist eine große Institution inzwischen in der Region, die auch weit über die Region bekannt ist, mit vielen Inszenierungen.
00:01:09: Und mit einem richtigen Festspielflair, muss man sagen.
00:01:13: Und wie lange dauern die?
00:01:14: Wie lange wieviel Wochen gehen die Festspiele?
00:01:16: Genau.
00:01:16: Inzwischen sind sie von Mitte Mai bis Mitte August.
00:01:21: Also doch eine geraume Zeit.
00:01:23: Jeden Tag.
00:01:24: Und fast jeden Tag.
00:01:25: Also wir haben nur einen spielfreien Tag in der Woche.
00:01:29: Das ist meistens der Montag natürlich.
00:01:32: Da gehen die wenigsten Menschen ins Theater.
00:01:34: Aber wir spielen Hundert neunzig Vorstellungen in dieser Zeit.
00:01:38: Das ist wirklich sehr, sehr viel.
00:01:42: Gibt es Karten noch?
00:01:43: Ja, natürlich.
00:01:45: Ja, also wir haben ja durch die lange Zeit, die wir spielen und die vielen Vorstellungen haben wir natürlich ein gewisses Kontingent.
00:01:53: Selbstverständlich, der Vorverkauf hat jetzt am sechzehnten Oktober begonnen für das Jahr zwanzigundzwanzig.
00:01:59: Da gibt es natürlich noch Karten, wobei ich auch sagen muss, es gibt schon Vorstellungen, die sind... schon recht gut verkauft, wenn es gerade besondere Vorstellungen sind an manchen Wochenenden oder wenn es ums Kleinkindertheater geht.
00:02:13: Da sind natürlich die Kindergärten schon immer ganz gut dabei.
00:02:17: schon Vorstellungen vollzumachen.
00:02:19: Oder klassisch ist so der Theaterspaziergang.
00:02:21: Das ist so eine Kultveranstaltung.
00:02:23: Was
00:02:23: macht man da?
00:02:24: Findet nur einmal im Jahr statt.
00:02:26: Das ist immer im Mai.
00:02:28: Geziehen wir dann quasi mit dem Publikum durch die Stadt.
00:02:31: Also es ist ein klassischer Spaziergang.
00:02:34: Man trifft sich am Kirchplatz und dann gibt es immer eine andere Route.
00:02:37: Und auf dieser Route trifft man dann auf Schauspielende, die kleine Szenen spielen, die vielleicht auch mal was singen.
00:02:43: Das ist immer thematisch ein bisschen anders.
00:02:46: sonst ist es immer überraschend.
00:02:48: Und weil es eben dieser Spaziergangs, dieses Spaziergangsformat ist, können wir nicht so viele Leute mitnehmen, weil sonst sieht man ja die Szenen nicht mehr.
00:02:55: Das heißt, wir haben inzwischen zwei Gruppen mit jeweils hundert Menschen.
00:02:58: Das heißt, insgesamt können da nur zweihundert Leute mitgehen.
00:03:01: Und der Theaterspaziergang ist eigentlich immer relativ bald ausverkauft.
00:03:06: Also da haben wir jetzt auch nur noch zwanzig Karten oder
00:03:08: so.
00:03:09: Okay, und wenn man sich einfach anschließt?
00:03:11: Wenn man sich einfach anschließt, dann fällt das irgendwann auf.
00:03:14: Okay.
00:03:15: Weil natürlich, nee, also es gibt immer mal auch Feuchtwanger, die dann mal so ein bisschen mitlaufen.
00:03:21: Also die dann sagen, oh, was ist denn da?
00:03:22: Das ist auch kein Problem.
00:03:24: Also wenn dann mal jemand mal zuhört bei einer Station, das passiert auch.
00:03:31: Gerade bei der Generalprobe, da sind wir ja noch ohne Publikum, aber da müssen wir ja auch schon mal durch die Stadt, also da sind wir quasi intern und laufen einmal rum.
00:03:38: Da gibt es natürlich immer wieder Leute, die dann gucken und sagen, was ist denn da?
00:03:42: Warum steht denn da eine Schauspielerin im Garten und erzählt irgendwelche Sachen, die jetzt gerade gar nichts damit zu tun haben?
00:03:49: oder warum singt jemand vom Fenster runter?
00:03:53: Das ist natürlich so, aber das ist ja klar und das ist ja auch schön so, dass die Menschen sich dafür interessieren.
00:03:57: Also das ist auch sehr modern und ist sehr ansprechend, also für dich.
00:04:02: Ja, ja.
00:04:03: Gibt es noch mehr so Sachen bei euch?
00:04:05: Was auch sehr gut nachgefragt wird, ist die Mitternachtsreview.
00:04:08: Das ist eigentlich entstanden aus einer Idee, dass es Ensemble zu uns gesagt hat, wir würden gerne mal einen Abend machen, wo wir alle die Lieder singen dürfen, die wir gerne singen wollen.
00:04:19: Da haben wir ganz am Anfang, das ist schon sehr viele Jahre hergesagt.
00:04:21: Na ja, mal gucken, ob die Leute das überhaupt hören wollen.
00:04:24: Solider nachts.
00:04:28: Und das hat sich aber gut entwickelt.
00:04:29: Also die Mitternachtsreview gab es ursprünglich auch nur einmal.
00:04:33: Inzwischen gibt es die zweimal, weil wir so eine hohe Nachfrage haben.
00:04:37: Und da suchen wir uns immer ein Thema.
00:04:39: Nächstes Jahr ist es ein... Ein bisschen italienisches Thema tut Upea More heißt das Programm, weil wir mit dem Diener zwei Herr auf der Hauptbühne eine italienische Komödie spielen.
00:04:51: Und da wollen wir auch da in der Musik natürlich ein bisschen italienisches Flair dann zeigen und präsentieren.
00:04:59: Ich bin gespannt, was das Ensemble für Liedvorschläge macht, weil für den Abend geben nicht wir die Theaterleitung vor, was da genau passiert, sondern da dürfen die Schauspielerinnen und Schauspieler auch selber sehr, sehr viel mitwirken.
00:05:13: Wie groß ist denn das Ensemble von den Kreuzgangsspielen?
00:05:17: Das ist immer unterschiedlich, je nachdem, was für Stücke wir spielen.
00:05:20: Es gibt natürlich Stücke, da braucht es viel Personal und es gibt Stücke, da braucht es wenig Personal, aber wir sind immer so für Mundzwanzig.
00:05:27: bis dreißig Schauspielende, die nicht nur im Kreuzgang, sondern auch im Nixegarten spielen, die zum großen Teil in zwei Produktionen spielen.
00:05:37: Also die allermeisten sind dann im Kinderstück und in einem Abendstück oder in beiden Abendstücken.
00:05:43: Und im Nixegarten, da haben wir dann auch noch Schauspielende.
00:05:48: Wie lange planen Sie die Produktionen?
00:05:51: zwei Jahre, ein Jahr, drei Jahre?
00:05:54: Auch das ist unterschiedlich, es ist eigentlich ein dauerhafter Prozess.
00:05:57: Also wir überlegen uns eigentlich, also ich habe dauerhaft eigentlich eine Liste auf meinem Schreibtisch liegen mit Projekten, die mir begegnen oder Texten, die mir begegnen, wo ich sage, das finde ich spannend, das würde ich mir gerne mal angucken, ob das das was für uns ist.
00:06:13: Dann gibt es Sachen, die kommen dann plötzlich, da kommt man dann plötzlich drauf, warum haben wir da nicht schon dran gedacht, schon längst mal?
00:06:20: und dann gucken wir natürlich auch immer welche Texte zum Beispiel rechtefrei werden.
00:06:25: Das ist ja so, wenn ein Autor in den Seventies Jahre tot ist, dann darf man den Text spielen, ohne an irgendjemandem ein Tankem zahlen zu müssen.
00:06:36: Und da gucken wir immer mal drauf.
00:06:37: Also jetzt aktuell, nächstes Jahr Thomas Mann zum Beispiel, rechtefrei, da kann man auch überlegen, ob man mal was spielt.
00:06:43: Beim Fitzgerald, den wir jetzt spielen mit dem großen Gatsby, war das so, der ist vor zwei, drei Jahren rechtefrei geworden, so gesagt haben.
00:06:52: diesen riesengroßen amerikanischen Roman, einer der berühmtesten Romane der Weltliteratur überhaupt.
00:07:00: Den gucken wir uns an und haben dann festgestellt, der passt ja perfekt.
00:07:03: Das ist ja großartig, den wollen wir machen.
00:07:06: Okay, aber wenn Sie dann jedem zahlen müssen, was zahlt man da so?
00:07:10: Ist vielleicht mal interessant für die Hörerinnen und
00:07:12: Hörer.
00:07:12: Ja, auch das ist ein bisschen unterschiedlich.
00:07:14: Beim Schauspiel ist es meistens so, dass man zehn Prozent der Abenteinnahmen an den Verlag dann bezahlen muss.
00:07:23: Das ist nicht so wenig.
00:07:25: Also, wenn man sich das mal hochrechnet, wenn wir im Abend ... ganz gut verkauft sind und fünfzehntausend Euro einnehmen, dann kriegt der Verlag davon schon mal tausend fünfhundert Euro.
00:07:36: Da ist dann noch keine Gage für den Schauspieler bezahlt und noch gar nichts.
00:07:39: Also das ist wirklich viel.
00:07:41: Und im Musiktheater oder im Musicalbereich ist es noch mehr.
00:07:44: Da sind es zum Teil sechzehn Prozent und zum Teil neunzehn Prozent, die man von den Einnahmen an die Verlage oder an die Rechte.
00:07:52: Aber wenn
00:07:52: es Musical ist, wahrscheinlich auch Gema-Gebühren.
00:07:54: Genau, Gema kommt auch
00:07:56: noch dazu.
00:07:56: GVL auch.
00:07:58: Genau, all solche Sachen.
00:07:59: Da gibt es noch relativ viele Gebühren.
00:08:01: Bei der Gema ist es so, dass es, wenn es Musical ist und die Musik fest zum Text gehört, wie jetzt bei Cabaret oder das weiße Rössl, was wir alles schon gespielt haben.
00:08:12: Dann fallen da nicht extra Gema-Kosten an, weil man quasi das alles schon mit dem Verlag macht, weil die Musik einfach zum Werk dazugehört.
00:08:19: Wenn wir jetzt extra Musik dazu machen, was wir auch oft machen, also in diesem Jahr haben wir Sherlock Holmes gespielt, wo wir komplett selber Musik komponieren haben lassen, dann müssen wir dafür extra Gema zahlen.
00:08:31: Das, das, ja, da kommt, da kommt ganz schön was zusammen, bisschen
00:08:34: größer.
00:08:35: Also Gema, gibt es keine Gema-freie Musik dann?
00:08:37: Es gibt schon, also es gäbe es natürlich schon, aber wir wollen natürlich immer was, was zu hundert Prozent auch zu unseren Sachen, unseren Stücken passt.
00:08:44: Das ist gut.
00:08:46: Was mich noch interessiert, sind ja die Frau Dr.
00:08:49: Wüstenhagen.
00:08:50: Wie sehen Sie zu ihrem Dr.
00:08:51: Till gekommen?
00:08:52: Ganz einfach, ich habe eine Doktorarbeit geschaut.
00:08:54: Ja, das dachte ich.
00:08:55: Nein.
00:08:57: Also ich bin ja Literaturwissenschaftlerin und da stellt sich im Studium natürlich irgendwann mal die Frage, was mache ich danach?
00:09:07: Was will ich noch machen?
00:09:08: Und mir war eigentlich immer klar, dass ich irgendwie einen Kulturbetrieb wiedergehen möchte, dass ich ans Theater gehen möchte.
00:09:15: Aber es gab da schon so zwei, drei Themen, wo ich gesagt habe, damit würde ich mich gerne noch mal näher befassen und die Arbeit an der Universität war auch gar nicht so uninteressant.
00:09:25: in der Zeit.
00:09:26: Und dann hat das mit der Finanzierung dann auch geklappt.
00:09:30: Das ist ja bei einer Doktorarbeit auch nicht immer ganz so einfach.
00:09:34: Gerade im geisteswissenschaftlichen Bereich muss man ja auch gucken.
00:09:36: In der Zeit muss ich Geld verdienen, wenn ich eine Doktorarbeit schreibe.
00:09:40: Wie lange geht die Doktorarbeit?
00:09:41: Und
00:09:42: unterschiedlich.
00:09:43: Also ich habe insgesamt vier Jahre daran geschrieben, habe aber in der Zeit eigentlich immer nebenbei gearbeitet, um das zu finanzieren, weil das, wenn man nicht gerade in Stipendium von jemandem hat, dann bleibt es nicht aus.
00:09:56: Also man muss dann parallel arbeiten, weil allein durch das Doktorarbeit schreiben, verdient man halt.
00:10:04: Zumindest in der Literaturwissenschaft nichts.
00:10:07: Das ist Mark in den Naturwissenschaften oder in der Technik sicherlich anders.
00:10:13: Eine Frage noch an Sie und zwar werden die Kreuzgangsspiele unterstützt vom Staat oder macht ihr alles selbst oder wie?
00:10:21: Funktionieren das bei euch?
00:10:23: Also die Finanzierung ist natürlich steht auf mehreren Säulen.
00:10:26: Wir sind natürlich öffentlich gefördert, auch vom Freistaat, die Stadt Feuchtwand gibt was dazu, der Landkreis, der Bezirk und so weiter.
00:10:34: Wir haben auch ein paar Sponsoren, aber es ist in der Tat so, dass wir zwei Drittel unseres Etats ungefähr selbst einspielen.
00:10:43: Also wir hatten, das ist kein Geheimnis, Ungefähr im Budget von ... ... und über eine Million Euro haben wir ... ... durch Kartenverkauf selbst eingespielt.
00:10:58: Das ist schon eine hohe Quote.
00:10:59: Also das muss man sagen, gibt es jetzt bei wenig Theater.
00:11:02: Also eigentlich haben die Kreuzgangsspiele, was die Finanzierung angeht, eher den Start eines Privattheaters.
00:11:10: Unser Podcast heißt ja rund um den Hässelberg.
00:11:12: Kriegen Sie denn rund um den Hässelberg auch viele Gäste und ...
00:11:16: Ja, ganz viele.
00:11:18: Also wir haben aus der Region südlich von Feuchtwangen, kann man so sagen, haben wir wirklich ganz, ganz, ganz viele Gäste.
00:11:23: Wir haben auch viele Gruppen, die immer wieder kommen.
00:11:26: Johannes Ketzler und ich, wir bieten ja auch Einführungsvorträge für Gruppen an, also sobald man kommt und man ist sechs Personen, kann man uns quasi buchen.
00:11:34: Dann erzählen wir vor dem Stück.
00:11:37: Ein bisschen was über die Inszenierung und was wir uns dabei gedacht haben.
00:11:40: Und da haben wir natürlich viel Kontakt auch zum Publikum, was ich persönlich sehr, sehr mag.
00:11:44: Und da gibt es ganz viele Besucherinnen und Besucher, die seit vielen Jahren auch aus der Region rund um den Hässelberg zu uns kommen.
00:11:51: Und da bin ich sehr, sehr froh und sehr, sehr dankbar darüber.
00:11:53: Dann hoffen wir, dass wir mit rund um den Hässelberg den Podcast ganz viele Gäste, Zuschauer zu ihnen ins Theater bringen.
00:12:01: Frau Dr.
00:12:02: Wissner, ich bedanke mich für das Interview und freue mich, dass Sie bei uns waren.
00:12:07: Und da kommt ja schon wieder die Abschlussmusik und das war es dann.
00:12:11: Besten Dank.
00:12:12: Vielen Dank Ihnen.
Neuer Kommentar