Nachtwächtergeheimnisse: Geschichten aus Dinkelsbühl

Shownotes

In dieser Folge nehme ich euch mit auf einen nächtlichen Streifzug durch Dinkelsbühl und spreche mit dem legendären Nachtwächter Herr Michel. Wir tauchen ein in jahrhundertealte Traditionen, erfahren, wie es ist, mit Kerzenlicht und historischer Uniform durch die Gassen zu ziehen, und was die Aufgabe heute so besonders macht. Herr Michel verrät, wie er zu diesem Ehrenamt kam, warum echte Handwerkskunst – vom Schuh bis zur Strumpffarbe – dazugehört und was die Nachtwächterzunft europaweit verbindet. Ich lasse mir aus erster Hand erzählen, wie sich Geschichte und Gegenwart auf den nächtlichen Rundgängen begegnen. Wer wissen will, warum Dinkelsbühl auch nachts lebendig bleibt, sollte reinhören!

Dinkelsbühl

https://de.wikipedia.org/wiki/Dinkelsb%C3%BChl

Nachtwächter

https://de.wikipedia.org/wiki/Nachtw%C3%A4chter

Europäische Nachtwächter- und Türmerzunft

https://nachtwaechterzunft.de/

Hesselberg

https://de.wikipedia.org/wiki/Hesselberg

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00:00:04: Ja und da sind wir schon wieder rund um den Hesselberg und wir haben uns jemanden geholt, der ganz ganz nah ist und ganz weit weg ist und er ist einfach da und ich freue mich auf ihn und ich verratz noch nicht wer es ist, er kann jedenfalls von Dinkelspül aus den Hesselberg sehen und ich freue mich auf dieses Gespräch.

00:00:43: Da sind diesem schönen Land, der Heselberg ist wohl bekannt.

00:00:50: Ja, super.

00:00:51: Ich freue mich.

00:00:52: Danke, Herr Michel.

00:00:53: Ich darf Sie begrüßen hier bei uns im Studio von rund um den Heselberg.

00:00:57: Herr Michel, Sie sind der Nachtwächter von Dinkelspül.

00:01:01: Und Sie sind jeden Tag unterwegs?

00:01:05: Oder wie machen Sie das als Nachtwächter?

00:01:08: Wir sind fünf Kollegen und laufen einmal in der Woche.

00:01:12: Okay.

00:01:14: Für die Touristik

00:01:17: ab neun Uhr.

00:01:19: Herr Wichelt, Sie sind ja Willburgstädter.

00:01:21: Wie kommt ein Willburgstädter nach Dinkelspül?

00:01:23: Ich denke, die sind da sehr eigen und wollen nur Dinkelspüler haben als Nachtwächter.

00:01:28: Man muss auch ein bisschen eine musikalische Leistung bringen und mit den Leuten umgehen können.

00:01:34: Dann ist man auch ein All-Eingessener Willburgstädter in Dinkelspül anerkannt.

00:01:41: Okay, wie lang ist denn die Tradition der Nachtwächter gewesen in Dinkelsbühlen?

00:01:46: Wie viele Jahre?

00:01:47: Wie viele Jahrhunderte?

00:01:49: Über fünfhundert Jahre ist der Nachtwächter für die Stadt gelaufen, bis nineteenhundert und fünf.

00:01:55: Und wir laufen seit nineteenhundert, sieben und vierzig schon wieder meine Vorfahren für die Touristik.

00:02:03: Für die Touristik, also nicht mehr um Brand oder sonst was so.

00:02:06: Erzähl so ein bisschen was von der Geschichte der Nachtwächter.

00:02:09: Haben wir ja sehr viel Wissen mit dem Vorgespräch, haben Sie mir das ja erzählt?

00:02:12: Ja, die Nachtwächter in Dingelsbühel.

00:02:14: Das waren unwahrscheinlich arme Leute, die diese Arbeit verrichtet haben.

00:02:21: Und die sind abend um zehn Uhr weggelaufen, mussten die achtzehn Türme ablaufen und die vier Tore.

00:02:29: Und natürlich schauen, dass ab zehn Uhr das Licht zu Ende war, damit der Stadt brandmäßig nichts passiert ist.

00:02:36: Man kann sich gar nicht vorstellen, da sind Dingelsbühne über achthundert Häuser und der Denkmal gesetzt.

00:02:41: Und die sind damals alle noch stehen heute, weil in den Kriegen der Stadt nichts passiert ist.

00:02:49: Und wenn Sie so unterwegs sind, dann haben Sie ja, wie machen Sie das?

00:02:54: Also irgendwo geht es los, irgendwo hört es auf?

00:02:56: Ja, um neun Uhr fange ich an, an der großen Kirche.

00:03:00: Da treffen sich die Leute, das wissen

00:03:02: die auch.

00:03:02: Um neun Uhr früh,

00:03:03: um neun Abend.

00:03:03: Um neun Uhr abend.

00:03:04: Um neun Uhr abend, um neun Uhr abend.

00:03:06: Um neun Uhr abend, um neun Uhr abend, um neun Uhr

00:03:08: abend, um neun Uhr abend, um neun Uhr abend,

00:03:10: um neun Uhr abend, um neun Uhr abend, um neun Uhr abend, um neun Uhr abend, um neun Uhr abend, um neun Uhr abend, um neun Uhr abend, um neun Uhr abend,

00:03:14: um neun Uhr abend, um neun Uhr abend,

00:03:16: um neun Uhr abend, um neun Uhr abend, um neun Uhr abend, um neun Uhr abend, um neun Uhr abend, um neun Uhr abend,

00:03:23: um neun Uhr

00:03:24: abend, um neun Uhr abend, um neun Uhr abend, um neun Uhr abend, um neun Uhr abend.

00:03:31: Deutsch, Sprechende.

00:03:32: Das finde ich toll.

00:03:33: Es werden immer wieder den Leuten oft übersetzt.

00:03:39: Gibt viel, weiter eine Nacht.

00:03:42: Wir haben ja nur das alte gelbe Licht.

00:03:44: Ein Neonlicht, eine Neonbeleuchtung.

00:03:47: Und es gibt einfach, gibt was.

00:03:49: Okay, das ist schön.

00:03:50: Aber Sie haben ja, wenn Sie ein Licht haben, da haben Sie eine Kerze drin.

00:03:53: Oder sind Sie schon neu?

00:03:55: Nein, nein, nein.

00:03:56: Wir machen kein Walt Disney Land draus.

00:03:58: Wir haben nach wie vor die normale Kerze in unserer Lampe.

00:04:02: kommen durch, wie es auch früher war.

00:04:05: Und die Uniform muss man auch schon mal dazu sagen, die ist über hundert Jahre alt, immer wieder erneuert worden natürlich, aber Hellebatte und Lampe und selbstes Horn auch von irgendwie hundert Jahre auf dem Buckel.

00:04:18: Und das macht man auch darauf, dass da nicht irgendwann mal was...

00:04:22: Okay, aber Sie haben ja auch alte Schuhe, da haben ja die Leute Ihnen schon gesagt, Mensch, kannst du nicht mal ein paar Neue kriegen?

00:04:28: Ich war in der nicht glücklichen Lage, mit Größe zweiundvierzig anzutreten.

00:04:34: Dann

00:04:34: hat man mich zum Schuster geschickt in Dindlzbüh und der hat mir die Hand angemessen.

00:04:39: Ein angemessener Schuh, passt besser wie egal welcher.

00:04:44: Und das ist dann, das will die Stadt so, dass es Originalität weitergeht.

00:04:48: Durch die Größe zweiundvierzig dürfte ich mit neuen Schuhen

00:04:51: lauten.

00:04:52: Wie viele Gäste haben Sie denn so pro Jahr, die Sie durch die Stadt führen, oder überhaupt Ihr gesamten Nachtrecht, die das machen?

00:04:58: Wie viel werden das ungefähr sein, die Sie so durch die Stadt führen?

00:05:04: Bis zu dreitausend.

00:05:06: Bis zu dreitausend?

00:05:07: Ja, Wahnsinn.

00:05:08: Ich habe über fünfzig, wenn ich fünfzig mal eingehe, geteilt im Jahr, da kann man sich ausrechnen, fünf oder zwanzig, fünfzig, in der Hochsaison, sechszig Leute hinter einem.

00:05:20: Das ist schon manchmal eine Herausforderung.

00:05:24: Ruhrein zu bekommen und sich ohne Mikrofon, ja, gut blieben machen.

00:05:31: Okay, Stimmübungen machen Sie die vorher oder gar nicht?

00:05:34: Gott

00:05:35: sei Dank habe ich den Bariton vererbt.

00:05:38: Okay, wie alt sind Sie, wenn ich fragen darf?

00:05:40: Vierundsiebzig.

00:05:41: Vierundsiebzig.

00:05:41: Wie lange machen Sie das jetzt noch, den Nachtwächter?

00:05:43: Was planen Sie?

00:05:44: Solange

00:05:44: wir Gott es gibt, bei uns ist es achtzig.

00:05:47: Gehen wir in Pension.

00:05:49: Den Nachtwächter von Dinkels?

00:05:50: Ja, weil dann kann man das Pflaster auch nicht mehr laufen.

00:05:53: Aber mit Achtzig hören unsere Kollegen auf.

00:05:56: Ich schließe mich natürlich mit an, wenn es der Liebe Gott erlaubt.

00:05:59: Ja.

00:06:00: Also ich bin einmal ein Dinkelspügel, bin ich auch nachts gelaufen und bin umgeknickt.

00:06:04: Also ich kann das verstehen, was Sie sagen.

00:06:06: Also das ist wirklich...

00:06:06: Und wir laufen ausschließlich Pflaster.

00:06:08: Also das ist nicht so einfach.

00:06:10: Das

00:06:11: ist eine halb Stunde.

00:06:12: Und auch in der Dunkelheit.

00:06:15: Die Leute fühlen sich wohl, fühlen sich sicher, wenn sie das machen.

00:06:19: Ja.

00:06:19: Ja.

00:06:21: Aber sie sind ja noch unheimlich aktiv und sie lachen viel.

00:06:26: Und sie haben ja auch ihre Frau heute mit dabei.

00:06:28: Und die unterstützt sie auch?

00:06:30: Die unterstützt sie.

00:06:31: Sie ist eine kleine Schneiderin.

00:06:33: Wenn irgendwas zu ändern ist oder eine Stulpe ab und waschen, das pflegt sie.

00:06:39: Und sie ist noch eine gute Strickerin.

00:06:42: Der hat mir handgestrickte Ström-Färbung an, weil das Portorot einfach nicht zu kaufen gibt.

00:06:48: Okay.

00:06:48: Und die hat sie mir gestrickt, zwei Paar und da komme ich auch gut zu.

00:06:51: Das ist schön.

00:06:52: Und sonst auch ist sie mit dabei, wenn sie laufen, wenn sie durch die Stadt laufen.

00:06:55: oder waren sie, waren sie es alleine, ohne ihre Frau?

00:06:59: Alleine natürlich.

00:07:01: Die Frau sieht so aus.

00:07:02: Sie ist schon auch mitgelaufen, aber nee, das passt schon, ich mache es alleine.

00:07:09: Ich

00:07:10: gehe um halb neun weg und sie mich dann an und um neun Uhr geht's los und um elf, zwölf, zwölf bin ich zu Hause.

00:07:18: wenn es lange geht, halb zwölf, aber da kann ich nicht schlafen, da bin ich noch aufgewühlt.

00:07:23: Können Sie vielleicht mal unseren Hörern und Hörern sagen, was Sie da genau machen?

00:07:26: Also das beginnt und Sie haben, glaube ich, vorhin im Vorgespräch gesagt, dann geht man zu Gaststädter, Gaststädter oder wie ist

00:07:32: das dann?

00:07:32: Ja, das ist ein bisschen unterschiedlich, aber bis zu elf Gaststädten und Brauereien gibt es in Dingelsbühne anzulaufen, die ein bisschen bekannt machen, warum heißen die Goldner Hörscher?

00:07:43: Ja auch immer.

00:07:45: Es gibt eine kleine Tradition.

00:07:47: In Dingelsbühel gab es bis zu Jahrhundertwende, über fünfhundert Jahre lang, goldene Ausreger.

00:07:54: Und das waren früher die Hotels, wenn die Leute bis zu den Herrschaften haben, die goldene Rose, da gehen wir rein.

00:08:00: Und die haben sich gehalten in Dingelsbühel, das muss man ganz laut betonen, von zwölf, weil das Jahr hatte zwölf Monate.

00:08:07: Mir durften das sein.

00:08:08: Da haben sich elf gehalten und es darf auch kein Neues, kann dazu aber sich nicht Gold nennen.

00:08:14: Das ist viel Tradition dahinter.

00:08:16: Okay.

00:08:16: Haben Sie eigentlich das Wissen, was Sie jetzt haben, was Sie uns erzählen, mussten Sie das in einem Kurs lernen oder haben Sie es, wie war das?

00:08:25: Ich habe einen achtzendstündigen Kurs mitgemacht, dreimal die Stadt gelaufen und selber hat man sich das auch angeeignet.

00:08:34: Und macht man das dann so als Übung, so wie beim Schauspiel, dass man so eine Probe macht, bevor man loslaufen darf?

00:08:41: Das haben Sie gleich drauf gehabt.

00:08:43: Super.

00:08:46: sehr anstrengend, aber das kriegt man dann.

00:08:52: Aber es gehört immer zu, bei jeder Führung ist eine kleine Spannung dabei.

00:08:57: Es soll sein, selbst rüber nach, bei jeder Vorführung muss man ein bisschen kribbeln.

00:09:04: Sonst kommt es auch nicht rüber, weil Touristik.

00:09:09: Und die Touristen, die da sind, wie nehmen die das auf?

00:09:12: Wie kommt es bei denen an?

00:09:13: Wahrscheinlich, weil der Nachtwächter... Darf ich das kurz noch einmal einflächen?

00:09:17: Ich bin bei der europäischen Nachtwächterzunft.

00:09:20: Da sind wir über zweihundertfünfzig Nachtwächter, die ohne Zubrot laufen und da treffen uns einmal im Jahr und ich war schon ganz Europa rum bei den Treffen.

00:09:34: Selbst in Dänemark hat man mich dann in den Bund aufgenommen, da muss man drei Jahre laufen oder was man getestet.

00:09:40: Was wird man da getestet?

00:09:42: Wie man seine Sache läuft, dass man da... Andersrum läuft und so weiter.

00:09:47: Und das wissen wir gar nicht, wer da mitläuft.

00:09:49: Okay.

00:09:50: Und die den dann testen.

00:09:52: Und dann darf er in die Zunft rein.

00:09:54: Und das Treffen ist immer an Christi Himmelfahrt bis zum Sonntag.

00:09:58: Mit Frauen natürlich.

00:09:59: Okay.

00:10:00: Und das ist, das ist unwahrscheinlich, der jüngste Nachtwächter in der Zunft ist neunzehn.

00:10:04: Und der älterste ist vierer neunzig, der natürlich nicht mehr kommt.

00:10:09: Auf das

00:10:09: Treffen.

00:10:10: Polen, Tschechen.

00:10:13: Das kann man nicht, kann man nicht beschreiben.

00:10:14: Das muss man mitmachen.

00:10:15: Und seit wann gibt es diese

00:10:35: Zunft?

00:10:42: Seit ... ... ...

00:10:43: ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ...

00:10:44: Weil man muss einfach so statt wie auf die Dinkelspül die Leute nach, dass man die wieder reinbringt in die Zunft.

00:10:52: Wenn das nicht gemacht wird, dann kann man es vergessen.

00:10:58: Dann verschwindet immer mehr.

00:10:59: Aber Nachwuchsorgen habt ihr keine?

00:11:00: Keine, ne?

00:11:02: Jüngst ist vier, dreißig und der andere ist fast achtzig.

00:11:06: Und es gibt schon wieder Nachfolger.

00:11:08: Gott sei Dank.

00:11:09: Okay, dürfen wir Sie denn mal irgendwann auch auf dem Hesselberg begrüßen, dass Sie einfach mal abends ein Ein Nachtwächter, ein Nachtwächter Geschichte auf dem Heselberg machen.

00:11:19: Das selbstverständlich ist dieser großer Weg von A nach B.

00:11:22: Von A nach B dann.

00:11:24: Herr Wichelt, ich sage vielen Dank, dass Sie bei uns im Studio waren und ich hoffe und wünsche Ihnen natürlich ganz viel Erfolg für Ihre weiteren Jahre, die Sie als Nachtwächter noch in Dinkelspül unterwegs sind.

00:11:38: Vielen Dank für das Gespräch und freue mich, wenn ich sie mal als Nachtbächter in Dinkels Willen erleben darf.

00:11:45: Danke schön.

00:11:46: Danke auch.

00:11:52: Ja, und wenn Sie den Podcast, den Podcast hier an, wenn Sie den Podcast haben möchten, dann können Sie einfach eine Knopf drücken am Ende des Podcasts und dann können Sie den abonnieren und dann haben Sie unseren Podcast rund um den Hässelberg.

00:12:10: Und ich war jetzt so fasziniert, ich habe einen kleinen Hänger gehabt, aber trotz alledem, ich freue mich auf nächste Woche und da gibt es wieder einen neuen Podcast und bis dann.

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